Wildkatze
Etwa 100 Wildkatzen durchstreifen den Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Das Gebiet ist eines der Wildkatzen-Hotspots in Europa.
Die streng geschützte Wildkatze (Felis silvestris silvestris) ist eine unserer beliebtesten Waldbewohner. Sie ist mit 80 cm Körperlänge und 40cm Schulterhöhe etwas größer als die Hauskatze. Katzen wiegen 2,5 bis 5 kg. Die männlichen Kuder können 3 bis 8 kg auf die Waage bringen. In freier Natur werden die Wildkatzen ca. 7 bis 10 Jahre alt. In Gefangenschaft beträgt ihre Lebenserwartung rund 15 Jahre.
Wildkatzen zeichnen sich vor allem durch ihr grau-cremegelbes getigertes verwaschenes Fell und den hellen Kehlfleck aus. Der buschige Schwanz mit dunklen Ringen am stumpfen schwarzen Ende endet mit einem Aalstrich am Schwanzansatz. Auch das Fell ist länger als bei der Hauskatze, wobei die Wildkatze etwas plumper und die Ohren etwas kleiner wirken. Die Nase ist hell und fleischfarben.
Die meist in strukturreichen Laubmischwäldern vorkommenden Wildkatzen wachen über königliche Territorien. Eine Katze beansprucht rund 200-1100 Hektar. Beim Kuder sind es sogar bis zu 4000 Hektar. Bricht der Frühling an, treffen sich die Wildkatzen jedoch wieder. Zwischen Februar und März pflanzen sie sich fort und die Katze trägt daraufhin 9 Wochen lang ihre 2-4 Jungen aus. Die Kleinen öffnen innerhalb der ersten zwei Wochen ihre Augen und bekommen mit etwa sechs Wochen die erste Fleischnahrung. Ab 5 Monaten sind sie dann selbständig. Auf dem Speiseplan stehen meist Mäuse, seltener Kaninchen, Eidechsen, Frösche, Insekten und Kleinvögel. Zu Aas wird nur in Notzeiten gegriffen.
In Deutschland leben noch rund 6000 Wildkatzen, wovon sich rund 1000 in Rheinland-Pfalz befinden. Im Nationalpark konnten wir mit einer sicheren Lockstabmethode 2017 99 und 2018 94 Wildkatzen sicher nachweisen. Diese Zählungen stellen Notwendigkeit dar, denn auch die Wildkatze ist gefährdet. Sie wurde verfolgt, da sie im Winter gelegentlich Niederwild reißt und somit als Konkurrent und als Schädling eingestuft wird. Seit 1934 sind sie allerdings durch das Reichjagdgesetz geschützt. Heute besteht die Gefahr, wie auch für viele andere Tiere, aus der Zerschneidung des natürlichen Lebensraums. Auch viele Verkehrsopfer gibt es jedes Jahr unter den Wildkatzen.
Steckbrief
Lebensalter | Bis zu 10 Jahre |
Schulterhöhe | 30 bis 40 Zentimeter |
Länge | Länge 45 bis 67 Zentimeter |
Gewicht | 2,3 bis 6,5 Kilogramm |
Merkmale | Buschiger Schwanz mit stumpfer, schwarzer Spitze und 2-3 dunklen Ringen davor, dunkle Fell-Linie von Schulter bis Schwanzansatz, breiter Körperbau |
Lebensraum | (Laub-)wälder in West- und Osteuropa |
Gefährdung | Gefährdung Zerschneidung ihres Lebensraumes, Straßenverkehr, Ruhestörung |
Fun Fact | Im Gegensatz zu Hauskatzen sind Wildkatzen sehr gute Schwimmer |
Wildkatzenmonitoring
Das Wildkatzenmonitoring gibt Aufschluss über die Anzahl der Individuen, das Geschlechterverhältnis und mögliche Hybridisierung mit Hauskatzen.
• 2017 wurden 102 Individuen über genetische Analysen nachgewiesen, 68 männliche und 32 weibliche Wildkatzen. 99 konnten sicher als Wildkatzen identifiziert werden. Im Jahr 2018 waren es 97 Tiere (94 sicher Wildkatzen). Das Geschlechterverhältnis entsprach dem des Vorjahres.
• Viele Qualifikationsarbeiten (z. B. universitäre Abschlussarbeiten) mit weiterführenden Fragestellungen sind in Arbeit.
• Ab Februar 2021 wird ein bundesweites Wildkatzenmonitoring etabliert, um über die Bewertung des Erhaltungszustandes
der Wildkatze alle sechs Jahre zu berichten. Der Nationalpark sowie die umliegenden Forstämter Idarwald, Hochwald und Birkenfeld werden ein Referenzgebiet in Rheinland-Pfalz darstellen.
Wildkatze – Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Der BUND informiert!
Wenn man im Wald spielende Katzenjunge findet, denkt man vermutlich, sie wären verlassen oder ausgesetzt. Doch dieser Eindruck täuscht! Meistens handelt es sich bei den graugetigerten Jungtieren um Wildkatzen, deren Mutter gerade auf der Jagd ist und wartet, bis sich die Menschen wieder entfernen.
Rheinland-Pfalz ist das waldreichste Bundesland und somit einer der letzten Rückzugsorte der Europäischen Wildkatze, einer streng geschützten, heimischen Art. Da vor allem die Jungtiere optisch kaum von Hauskatzen zu unterscheiden sind, werden sie immer häufiger von Spaziergänger*innen aus dem Wald mitgenommen.
Die Folgen sind gravierend: Die mitgenommenen Kätzchen sterben häufig durch Ernährungsfehler und an Hauskatzen-Keimen. Wildkatzen sind nicht zähmbar und so landen die Tiere meistens nach kurzer Zeit in einer Auffangstation. Viele Tiere sind zu diesem Zeitpunkt schon so geschwächt, dass sie trotz sachkundiger Pflege nicht überleben.