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Biber

Der Biber (Castor fiber), welcher auch als Architekt der Tierwelt gilt, ist das größte Nagetier in Deutschland. Rund 25.000 dieser Dammbauer leben noch hier. Ein Biber kann bis zu 20 Jahre alt werden und wiegt um die 20 – 30 Kilogramm.

Auf dem Speiseplan des Bibers stehen Gräser, Kräuter, Rinde, feine Äste und Feldfrüchte. Der Großnager steht jedoch auch bei Seeadlern, Uhus, Füchsen und gewissen Raubfischen auf der Speisekarte. Generell unterscheidet man zwischen dem Eurasischen Biber (48 Chromosomen) und dem Kanadischen Biber (40 Chromosomen). Eine Paarung unter diesen Arten ist jedoch nicht möglich. Im 19. Jahrhundert wurde der eurasische Biber fast vollständig ausgerottet, konnte im 20. Jahrhundert jedoch wieder ausgewildert worden.

Der Schwanz des Bibers nennt sich Biberkelle. Dieser hat gleich mehrere außergewöhnliche Funktionen. Zum einen dient er zum Steuern und Rudern beim Schwimmen, sowie als Stütze beim Sitzen. Doch auch in den verschiedenen Jahreszeiten schafft die Biberkelle Abhilfe. Im Winter dient diese als Fettspeicher. Im Sommer können sie sich an heißen Tagen abkühlen. Auch als Kommunikationsmittel kann die Biberkelle eingesetzt werden. Bei Gefahr klatscht der Biber auf das Wasser und warnt so seine Artgenossen. An den Hinterläufen hat der Biber Schwimmhäute um sich so im Wasser schneller fortbewegen zu können.

Der Pelz des Bibers ist eines der dichtesten Felle im Tierreich. Ganze 23.000 Haare wachsen hier pro Quadratzentimeter. Zwischen Unterwolle und Deckhaaren, den sogenannten Grannenhaaren, bildet sich eine Luftschicht die als Wärmeschutz und als Auftrieb beim Schwimmen dient. Dieses aufwendige Fell benötigt einiges an Pflege. An der zweiten Zehe der Hinterfüße befindet sich eine Doppelkralle, die sogenannte Putzkralle, welche zur Fellpflege dient. Außerdem wird das Fell mit einem ölhaltigen Analsekret eingefettet, dem sogenannten Bibergeil. Dieses wirkt Wasserabweisend. Außerdem kann der Biber mit diesem Sekret sein Revier abstecken.

 

Die Zähne eines Bibers wachsen ein Leben lang. Sie sind vorne hart und eisenoxidhaltig, daher auch die orange Färbung. Hinten sind die Zähne weich. Da der Biber diese unterschiedlich stark abnutzt, schärfen sie sich von ganz allein. Zwischen den Schneide- und Backenzähnen ist eine Lücke. Dadurch können die Lippen hinter den Schneidezähnen zusammengezogen werden, so dass während des Tauchgangs und des Fressens kein Wasser in den Mundraum kommen kann. Mittlerweile gibt es sogar schon Messer, welche den Biberzähnen nachempfunden sind. Sie bestehen aus einem harten und einem weichen Metall und sind daher selbstschärfend.

Die Sinnesorgane des Bibers haben sich perfekt an die Umweltgegebenheiten angepasst. Die Augen, Nase und Ohren liegen hoch am Kopf, so dass der Nager beim Schwimmen frühzeitig Gefahren erkennen kann, ohne seine eigene Tarnung aufzugeben. Außerdem verfügen sie über einen ganz ausgezeichneten Hör- und Geruchssinn. Das Sehvermögen beschränkt sich jedoch auf schwache Grauschattierungen.

Wie es solch königlichen Tieren gehört, leben Biber in einer sogenannten Biberburg oder in Höhlen, die in der Uferböschung gegraben wurden. Damit keine ungebetenen Gäste den Biber besuchen kommen, liegen alle Ein- und Ausgänge unter Wasser. Damit diese Eingänge konstant und gleichbleibend unter der Wasseroberfläche sind, baut der Biber seine typischen Dämme. Für die Natur bedeutet das, dass die Wasseroberfläche vergrößert wird und die Fließgeschwindigkeit sich verringert. Außerdem werden die Ufer befestigt, so dass Lebensräume für viele Pflanzen, Fische, Insekten und Vögel entstehen. Auch die Versandung und die Überschwemmungsgefahr der Flüsse wird reduziert. Liegengebliebene Baumstämme erhöhen dann noch den Totholzanteil in dem jeweiligen Areal.

Ein Biberdamm ist meist ein Mehrgenerationenhaushalt. In der Regel leben sie in Familienverbänden, mit Eltern und zwei Generationen Jungtieren. Diese kommen zwischen April und Juni auf die Welt. Außerdem sind die Jungtiere, man meint es kaum, am Anfang wasserscheu.

Doch auch der Biber ist leider gefährdet. Früher wurde er hauptsächlich wegen seines Pelzes gejagt. Heute muss er sich, wie so viele Arten, mit einer fortscheitenden Umweltzerstörung und vielen Verkehrstoten auseinandersetzen. Jungtiere werden zusätzlich noch von Greifvögeln, Raubfischen oder Füchsen gejagt. Die häufigste Todesursache der kleinen Nager ist jedoch das Ertrinken. Hochwasser im Frühjahr, welche durch beispielsweise Starkregen oder Schneeschmelzen ausgelöst werden kann, wird ihnen zum Verhängnis. Da sie meist noch nicht stark genug sind, um bei Hochwasser zurück in den Bau zu tauchen, werden sie oftmals einfach weggespült. So geht man davon aus, dass 60-75% der Jungtiere das dritte Lebensjahr niemals erreichen.

Doch glücklicherweise gibt es uns, denn auch im Nationalpark fühlt sich der Meisterarchitekt zuhause. Bislang wurden Biber im Königsbachweiher bei Neuhütten dokumentiert. Allerdings wird vermutet, dass es voraussichtlich bei dieser einen Biberfamilie bleiben wird, da die anderen Gewässer nicht Bibergerecht sind. Man geht davon aus, dass sich noch circa 200 Biber in Rheinland-Pfalz und circa 800 Biber im Saarland aufhalten.

Oftmals werden wir gefragt, ob ein professionelles baumfällendes Tier nicht schlecht für unseren Wald ist. Selbstverständlich nicht. Nur ein kleiner Teil der Fläche ist überhaupt als Biberlebensraum geeignet. Außerdem sind Biber territorial, daher bleibt ihre Zahl punktuell konstant.