Der Nationalpark hat einen Plan
Der Nationalpark-Plan gilt für 10 Jahre. „Er zeigt auf, was von uns zu erwarten ist. Und auch was nicht. Und wo wir alle in der Region gemeinsam arbeiten wollen und müssen“, stellt der Leiter des Nationalparkamts, Dr. Harald Egidi, klar. Der Nationalpark-Plan ergänzt nun die Länderkonzepte und den Staatsvertrag in den Punkten, die das Nationalparkamt leisten wird. Er setzt quasi die Leitplanken bis zum Jahr 2030 für den Nationalpark selbst und die Verbindungen ins Umland.
Insgesamt ist das Dokument 616 Seiten lang geworden. Es enthält 13 einzeln verfasste fachliche Kapitel – die so genannten Module. „Wir wollen damit das je nach Interessenslage unterschiedlich intensive Lesen erleichtern. Es gibt immer wieder sehr fachspezifische Fragen, die wir aufgegriffen haben. Wichtig dabei ist, dass auch der Nationalpark-Plan einen Prozess abbildet und Richtungen aufzeigt. Das ist nicht immer ganz einfach zu vermitteln“, erklärt Dr. Egidi, der das 14. Modul, die Einleitung schrieb. Kennt man in der Betriebs- und Forstwirtschaft Ziele, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem bestimmten Maß erreicht werden sollen, gilt es hingegen im Nationalpark die Entwicklungen zu beschreiben und zu schützen. Natur Natur sein lassen – hier steht der naturdynamische Prozess im Vordergrund. Die Natur soll es selbst regeln. Das sind wichtige Grundsätze, die auch erklären, warum das Nationalparkamt nach einem Sturm oder Schneebruch nicht alles Holz aufarbeitet. Der Forschung und dem Monitoring dieser Abläufe kommt daher eine besondere Bedeutung zu. In welche Richtung entwickelt sich ein Urwald von morgen? Neben diesem Kern kommen noch viele weitere Themen hinzu: Die, die vor allem die Gäste und die Menschen in der Region betreffen. Daher hat der Nationalpark-Plan quasi zwei Teile.
Auch der Nationalpark-Plan, der in seinen Modulen einer einheitlichen Systematik folgt, stellt den partizipativen Ansatz noch einmal heraus: Seine Gliederung beinhaltet in jedem Modul die Rahmenbedingungen, die Erwartungen, die übergeordneten Grundsätze, die Ausgangslage vor Ort und daraus abgeleitet die jeweiligen Maßnahmen. Am Ende erfolgt immer ein kleiner Ausblick. „Uns ist schon bewusst, dass nicht jeder diesen Nationalpark-Plan verschlingen wird. Wir haben daher zusätzlich kurze Steckbriefe erstellt und auch im Dokument selbst haben wir viel mit Bildern und Grafiken gearbeitet. Dazu kam auch die Sprache, die wir versucht haben, nicht ganz so akademisch ausfallen zu lassen. Jeder soll diesen Plan verstehen können“, hält die Projektleiterin Hannah-Luise Bettac fest, die auch den bereits letztes Jahr fertiggestellten Wegeplan federführend begleitete.
Im ersten fachlichen Themenblock werden die Gebietsentwicklung, das Offenlandmanagement, die Kulturhistorie, die Forschung und das Monitoring sowie das Wildtiermanagement beschrieben. Im zweiten Teil des Nationalpark-Plans geht es dann über ein Einführungskapitel der nachhaltigen Regionalentwicklung in sechs weitere Module. „Ganz einfach gesagt: Theoretisch können wir in einem Nationalpark Natur- und Umweltschutz ohne Tourismus machen. Das will aber niemand. Ganz im Gegenteil. Wir wollen Lust auf die Natur machen, die Gäste vom Nationalpark begeistern und im besten Fall zum Mitmachen animieren. Das ist eine Aufgabe, an der wir jeden Tag arbeiten“, so Sören Sturm, der zuständige Abteilungsleiter für all diese Bereiche. Neben der Kommunikation und Informationspolitik des Nationalparkamtes wird auch auf die Mobilität, die zentralen Besuchereinrichtungen, die Umweltbildungsangebote und das Naturerleben sowie die Einbindung touristischer Infrastruktur und Akteure eingegangen.
Den Abschluss bildet das Modul Partizipation. „In diesem Modul haben wir versucht zu verdeutlichen, wie Menschen sich für den Nationalpark engagieren können. Ob als Gemeinde, Nationalparkführer*in, als Junior Ranger oder in der Schule oder Kita, als Partnerbetrieb, als Kooperationspartner wie Hochschule, Förderverein oder ähnlichem: Der Nationalpark ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir werden nicht erfolgreich sein, wenn uns die Nationalpark-Region mit all ihren Akteuren und Bürger*innen nicht auch beim Erreichen der Ziele unterstützt und wir wiederum unseren Beitrag leisten. Natur kennt keine Verwaltungsgrenze“, so Sturm. Amtsleiter Egidi ergänzt: „Wir müssen deshalb immer die Nachbarschaft einbeziehen. Die Zusammenarbeit mit dem Naturpark Saar-Hunsrück ermöglicht hier große Chancen durch die Dachmarke der Nationale Naturlandschaften. Gleiches gilt für den Regionalentwicklungsverein Hunsrück-Hochwald, der bereits einen Masterplan für die Region auf den Weg gebracht hat. Auch die kommunale Nationalparkversammlung hat den Plan beraten und ihm zugestimmt. Es liegt auf der Hand, dass das Nationalparkamt nicht für die Dorf- und Stadtentwicklung zuständig ist und dass wir als Nationalparkamt auch nicht die demografische Entwicklung umkehren können. Wir liefern aber mit unseren Angeboten wichtige Bausteine für eine Gesamtentwicklung.“
Dr. Harald Egidi macht neben der fristgerechten Abgabe, dem partizipativen Charakter und der sehr umfassenden Arbeit deutlich, dass dieses auch nicht ganz ohne zusätzliches Personal geht: „An dieser Stelle gilt Frau Bettac auch ein besonderer Dank! Sie hat mit ihrer ruhigen, ausgleichenden und unglaublich freundlichen Art, diesen Prozess nicht nur fachlich, sondern vor allem menschlich enorm bereichert“. Anders als in vielen anderen Schutzgebieten wurde der Plan nicht von einem Planungsbüro geschrieben. Das Nationalparkamt war hier selbst gefordert. Insgesamt waren etwa 20 Mitarbeiter als Modulverantwortliche eingesetzt oder beteiligt, dazu weitere Externe aus Verbänden und Verwaltungen. Es gab darüber hinaus Fachexperten, die Beiträge hinzugesteuert haben. „Das war also echte Teamarbeit“, so Egidi. „Und: Wir haben den Zeitplan eingehalten. Nach deutlich mehr als 100 Gesprächen und fast genau so vielen beteiligten Gruppen, wie beispielsweise Verbänden, Kammern, Behörden, diversen Ministerien in beiden Bundesländern und vielen mehr ist der Plan nun fünf Jahre nach Einrichtung des Nationalparks pünktlich in Kraft getreten. Das haben wir angesichts dieser Vielzahl von Interessen und Akteuren – offen gesagt – zeitweilig schon nicht mehr für möglich gehalten.“
Druckexemplare können beim Nationalparkamt unter poststelle@nlphh.de bestellt werden.
Auch online liegt das Werk bereit mit Steckbriefen und vielem mehr: www.nlphh.de/nlp-plan