Erste Lehrveranstaltung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald am Umwelt-Campus Birkenfeld
„Grundlagen des Schutzgebiets-Monitoring“, so heißt das Wahlmodul, das in diesem Semester erstmalig studienübergreifend für alle Bachelorstudierende am Umwelt-Campus Birkenfeld angeboten wurde. Dr. Martin Mörsdorf, stellvertretender Amtsleiter und zuständig für Forschung, Biotop-, Wildtiermanagement im Nationalpark hat den Lehrauftrag übernommen. Sechs Studierende aus unterschiedlichen Fachbereichen haben den Kurs besucht und waren im Schutzgebiet unterwegs.
Es geht um die ökologischen Strukturen von Wäldern. Das Thema des Kurses ist die Biodiversität von Baumbiotopen. Die Aufgabe besteht darin, mehr über die „Baum-Mikrohabitate“, also über die kleinsten Mosaike an Lebensräumen in Wäldern herauszufinden. Im Kern geht es dabei um die Fragen: Welchen Lebensraum stellt der Wald dar? Welche Vielfalt am einzelnen Baum finden wir? Hängt die Anzahl und Art der Baum-Mikrohabitate von der Baumart ab? Ist die Vielfalt unterschiedlich und ist sie vom Stammdurchmesser abhängig? Diese und weitere Fragestellungen sollen anhand gewonnener Stichproben-Daten aus dem Nationalpark von den Studierenden beantwortet werden.
Sechs Studierende aus unterschiedlichen Fachbereichen wie Wirtschafts-Ingenieurwesen, Umwelt-Informatik und Erneuerbare Energien des Umwelt-Campus Birkenfeld haben in diesem Semester das neue Wahl-Modul im Nationalpark gewählt. Jeder der Kursteilnehmende hat einen eigenen Fokus im Projekt. Gemeinsam waren sie eine Woche lang im Nationalpark mit Kursleiter Dr. Martin Mörsdorf unterwegs, um Feldforschung zu betreiben und Bäume zu kartieren.
Martin Mörsdorf ist promovierter Biologe und Vegetationsökologe. Er leitet seit 2 Jahren die Abteilung Forschung, Biotop- und Wildtiermanagement im Nationalparkamt. Davor forschte er selbst, arbeitete und lehrte an der Universität Islands, der Arktischen Universität Norwegens und am Institut für Geobotanik der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Er freut sich über die Nähe zu den Studierenden am Umwelt-Campus, auch wenn der Schreibtisch im Amt weiterhin voll ist. „Das war ein wirklich spannendes Projekt mit den Studierenden. Ich nehme sehr viel mit in der Zusammenarbeit. Das ist eine neue und wichtige Form des Austausches von Forschung und Wissenschaft zwischen Umwelt-Campus und dem Nationalparkamt“ so Dr. Martin Mörsdorf.
Dr. Harald Egidi, Leiter des Nationalparks sieht die Nähe zum Umwelt-Campus als eine Besonderheit seines Großschutzgebiets. Er besucht die Studierenden während der Feldarbeit im Nationalpark und tauscht sich mit ihnen aus. „Sie sind für uns Wegbereiter zu einer noch besseren Zusammenarbeit zwischen Umwelt-Campus und Nationalparkamt. Es war immer unser Ziel unsere tägliche Arbeit noch enger mit wissenschaftlicher Lehre, mit Forschung und Monitoring zu verbinden“ begrüßt Harald Egidi die Gruppe.
Im Nationalpark kann Forschung unter natürlichen Bedingungen betrieben werden. Mit Fernglas, Maßband und Notizblock ausgestattet, läuft die Gruppe der Studierenden los und hält die Daten nach dem festgelegten Aufnahmeschema fest. Martin Mörsdorf hat vorab mit ihnen ein Sampling-Design, also eine wissenschaftliche Methode entwickelt, nach der die Daten stichprobenartig gesammelt werden. Ziel ist es dabei, quantitative Informationen über die Baum-Mikrohabitate zu erhalten: Wie viel des Baumstammes ist bewachsen mit Moos und Flechten? Wie hoch ist der Anteil an Kronentotholz? Wie viele tote alte dicke Äste werden gezählt? Wie viele Baumhöhlen? Daraus können indirekt Rückschlüsse auf die Biodiversität gezogen werden.
Die Kartier-Daten werden im Anschluss zusammengetragen. Die Studierenden sichten die Ergebnisse und erstellen Grafiken passend zu den Fragestellungen für ihre Abschluss-Arbeiten. Diese werden zum Ende der neuen Lehrveranstaltung vorgestellt. Amtsleiter Egidi ist auch hier dabei und resümiert: „Der Nationalpark ist ein großes Freilandlabor vor den Toren der Hochschule. Wir als Nationalpark haben den gesetzlichen Auftrag Forschung zu betreiben und wissenschaftlichen Fragen nachzugehen. Daher ist diese Lehrveranstaltung für unsere Arbeit im Nationalpark und darüber hinaus ein Gewinn.“
Egidi bekräftigt, dass es im nächsten Semester weitergehen soll und nimmt gerne die Hinweise und Tipps der Studierenden für weitere Lehrveranstaltungen mit. So sollen zukünftige Seminare auch in englischer Sprache angeboten werden. Der Zeitpunkt der Veranstaltung soll auch besser auf die Klausurphase abgestimmt werden.
Gruppenbild, Lehrauftrag am UCB | Foto: Mariam Landgraf
Martin Mörsdorf, Lehrauftrag am UCB | Foto: Mariam Landgraf
Dr. Harald Egidi, Lehrauftrag am UCB | Foto: Mariam Landgraf
Abdruck kostenfrei im Rahmen einer Berichterstattung über den Nationalpark und Angabe der Bildquelle.